Friedrich SchillerFriedrich Schiller

Friedrich Schiller an Wilhelm und Christophine Reinwald

[Jena d. 31. Mai. Freitag. 93]. 

Ihr sollt uns herzlich willkommen seyn meine Lieben, und kein Geschäft, auch keine Krankheit, wie ich hoffe, soll mich abhalten, eurer Gegenwart recht herzlich froh zu werden. Bringe immer das ganze Geräthe Deiner Launen mit lieber Reinwald: ein Hypochonder wird mit dem andern Geduld haben. Doch ist bey mir, das sey zu eurem Trost gesagt, die Hypochondrie mehr im Unterleib und in der Brust, als im Gemüth, welches bey allen Unfällen, die über mich ergingen, Dank sey dem guten Gott, noch leidlich frey geblieben ist. 

Sorget übrigens dafür, daß einige Tage über die Zeit, die ihr bey uns zu bleiben bestimmt habt, nichts verschlagen: denn wahrhaftig, wir laßen euch so bald nicht wieder gehen. 

So bringe ich also in diesem glücklichen Sommer meine zwey lieben Schwestern zusammen, und kann meinem guten Reinwald zeigen, daß bey allen, Gott weiß nicht zu entschuldigenden Sorglosigkeiten von meiner Seite meine Liebe und herzliche Hochachtung für ihn sich immer gleich geblieben ist. 

Aber das alles wird sich am beßten ausmachen laßen, wenn wir nur uns von Angesicht zu Angesicht sehen. Lebt wohl, und gebet uns bald Nachricht, wie euch die Einrichtung gefällt, die meine Frau vorgeschlagen hat. Euer liebender Bruder 

Schiller